[Tofutante]

Mit dem derzeitigen Hartz IV-Regelsatz ist es erwiesenermaßen absolut nicht möglich, Kinder gesund zu ernähren. Jetzt, nach den ganzen Preissteigerungen in der Lebensmittelbranche erst recht nicht. Wer daran zweifelt, möge auch nur mal einen Monat lang versuchen, mit 345,- Euro auszukommen. Die meisten werden dann schon Mitte des Monats Probleme haben, eine Busfahrkarte zu bezahlen.

Zum "Schmarotzertum": Lt. einer Studie sind es gerade mal 1,5%(!!!), die Hartz IV unberechtigterweise erhalten (Quelle z.B. hier: Link). Das sind z.B. Menschen, bei denen die Schnüffler vom Amt festgestellt haben, dass sie 2 Zahnbürsten im Bad haben und somit einer "eheähnlichen Gemeinschaft" angehören. Oder vielleicht auch Menschen, die sich weigern, Zwangsarbeit für 1,- Euro die Stunde auszuüben.

Sicherlich gibt es unter den zahlreichen Hartz-IV-Empfängern auch Leute, die ihr Leben absolut nicht auf die Reihe bekommen. Leute, die Probleme mit Alkohol haben oder vielleicht sogar so minderbegabt sind, dass sie noch nicht einmal eine ordentliche Bewerbung für eine Putzstelle zustande kriegen oder die in absolut asozialen Verhältnissen leben. Solche Menschen sind doch eigentlich eher zu bedauern, vor allem die Kinder von denen. Ich kann nicht nachvollziehen, wie man ernsthaft fordern kann, dass diese Leute, die sowieso schon arm dran sind, in noch größerer Armut leben sollen.

[airball]

[Astro]

[Nimroy]

[Astro]

Um die Grauzonen geht's ja. Medien und Politik pushen aber nur die schwarzen Schafe. Das bringt Quote, bzw. Wählerstimmen.

Zusätzlich bleibt Menschen Negatives mehr im Gedächtnis haften als Positives. Man kann sich also nicht immer auf seine eigenen Erfahrungen und Beobachtungen verlassen. Und viele beziehen sich hier auf Erfahrungen in sozialen Brennpunkten der Ballungsräume. Ich kann ein Konglomerat nicht nach einem Stein beurteilen, den ich mir aus der Masse picke.

Eine diferenzierte Sicht könnte einigen nicht schaden.

Schuld an allem sind letztendlich die Ämter und die Politik. Da der Mensch von Natur aus ein faules Schwein ist, ist es nicht verwunderlich, dass viele das Versagen der Kontrollorgane ausnutzen, um daraus Nutzen zu ziehen. Sozialbetrug ist nur ein Symptom schlechter Organisation. Anders machen es Steuerhinterzieher auch nicht. Nur die haben genug Geld auf dem Konto, um sich frei zu kaufen.

[oliver_mahlke]

Graustufen hin oder her. Es gibt Hotspots in denen nur schwarz und weiß existieren.

Wenn ich mir das weltfremde Geseier einiger hier durchlese, das die meisten Hartz4-Empfänger bedauerliche, ihrer Chancen beraubte und von der Gesellschaft verstossene sind, dann kommt mir ebenso die Galle hoch wie beim der Gegenteiligen Behauptung alle Hartz4ler seien Schmarotzer.

Problem ist nur wie in so vielen Fällen die Verharmlosung von Missständen, die jeden dem diese Missstände bekannt sind dazu nötigen in überzogener Form darüber zu sprechen, um weltfremden Gutmenschen die Realität vor Augen zu führen.

Die Ignoranz gegenüber Problemen hat schon immer jenen Tür und Tor geöffnet die den unterschwelligen Unmut auszunutzen wussten.

Der Anteil der Sozialschmarotzer ist weit größer als es uns Studie X suggerieren will, und weit kleiner als Studie Y aussagt.

Und es geht nicht um ein menschenwürdiges Leben, oder die gesunde Ernährung des Nachwuchses. Wenn eine Hartz4-Erhöhung BINDEND einer besseren Versorgung bedürftiger Kinder dienen würde (z.B. durch Ausgabe von Einkaufsgutscheinen bei ärztlich bestätigter Mangelernährung von Kinder aufgrund der mangelnden Finanzkompetenz der Eltern), dann würde sicher auch jeder der Kritiker hier uneingeschränkt der Erhöhung zustimmen.

Das viele Menschen unverschuldet in die Situation kommen Sozialleistungen beziehen zu müssen, das bestreitet wohl kaum jemand. Aber diese bilden eben NICHT die Mehrheit.

Die erstaunliche Reduzierung der Arbeitslosenzahlen ist nicht zuletzt den Hartz-Reformen, und dem damit in vielen Fällen höheren Druck auf die Bezieher von Sozialleistungen, geschuldet. Nur wird dummerweise bei denen die den Druck am nötigsten hätten, oft deutlich zu wenig getan.

[Nimroy]

[oliver_mahlke]