[Steffigta]

Mich macht es mittlerweile verdammt böse. Ich wollte nach meinem Realschulabschluss ne Ausbildung zur Mediengestalterin machen. Damals fehlte es mir an Erfahrungen, deshalb hab ich ne schulische Ausbildung zur Gestaltungstechnischen Assistentin gemacht um bessere Chancen zu haben. Mein Fachabi ist auch nicht das beste geb ich zu. Allerdings find ich das schon alles nen bisschen heftig.

Warum schreiben Unternehmen bei der Suche eines Azubis/Azubine in ihre Stellensuchbeschreibungen, dass sie Leute brauchen die von der Realschule kommen?? Also als ich meine Mittlere Reife hatte, wusste ich nichts von Photoshop, Illustrator, Flash, CSS und dem ganzen kram. Nichtmal ein Praktikum konnte ich damals machen. Nur wie stellen die sich das vor?? Wo sollen Realschüler diese Fähigkeiten lernen???

Jetzt hab ich bereits die ersten Erfahrungen in der schulischen Ausbildung gemacht (CS3 , CSS, Php, HTML, Joomla u.s.w.) und jetzt hab ich immer noch keine Chance irgendwie weiterzukommen -.- Sry ich finds lächerlich irgendwo.

[type1]

Es kann doch der potentielle Arbeitgeber auch 2 Jahre später noch immer nichts dafür, dass es viele 22-jährige gibt, die dem Bewerberprofil besser entsprechen als Du.

[Achim M.]

Man muss einfach sagen, dass der Markt seit Jahren überlaufen ist. Kein Wunder, dass die Unternehmen sich die besten Leute mit entsprechender Vorbildung aussuchen können. Niemand wartet auf Dich. Ist einfach so.

Ich habe mit den Jahren viele Leute kennengelernt, die unbedingt Mediengestalter lernen wollen. Wo man sich dann aber fragen muss, warum sie das wollen. Manche haben noch nie ernsthaft was gestaltet. Haben ihre Schulzeit rum und sich noch nie an einer Schüler- oder Vereinszeitung versucht. Keine Website gestaltet. Nichts gezeichnet. Nichts.

Ich kenne Dich nicht, aber es liest sich bei Dir auch nicht so, als ob Du Dich schon lange vor Deinem Schulabschluss mit der Materie auseinandergesetzt hast.

Da ist es in diesem Beruf, wie in anderen handwerklichen Berufen auch. Wenn ich einen Koch ausbilden würden, wäre es mir auch wichtig, dass der Betreffende schon mal im privaten Umfeld gekocht hat. Oder als KFZ-Meister nähme ich auch lieber jemanden, der schon man selbst Hand ans Mofa anlegt hat und Werkzeug richtig anpacken kann.

Ich habe selbst viele Umschüler zum Mediengestalter unterrichtet und eigentlich jeder der wirklich Gas in dieser Zeit gegeben hat, hat am Ende auch eine Chance gekriegt. Sicherlich nicht alles super dotiert am Anfang. Aber die Besten haben auch wirklich alle Fuß gefasst und sind ihren Weg gegangen. Die große Masse der Schüler, die oft eher unentschlossen wirkten, denen man alles haarklein erklären musste und die am Ende der schulischen Ausbildung nichts wirklich gut konnten, sitzen heute an der Discounter-Kasse oder arbeiten in der Kneipe. Ist schade. Aber so ist das halt bei so einem Trendberuf.

Gruß

Achim

[Steffigta]

[designzicke]

[Frank L. Wrong]

[Achim M.]

[Fintan90]

In der GTA war ich einer der stärksten Schüler meines Jahrgangs. Alle Kreativfächer mit 1en abgeschlossen, von den Lehrern über den Klee gelobt. Gestalterisches Fachabi mit 1,7 - alle Kreativfächer wieder 1, wieder über den Klee gelobt worden von den zuständigen Lehrern.

In meiner Freizeit zeichne ich sehr viel, baue Webseiten, 3D Modelle.. das alles auch schon lang vor der Ausbildung. Müsste man meinen, klingt eigentlich ganz brauchbar. Dachte ich auch.

Dann kamen die Studienbewerbungen. Ein Arschtritt nach dem anderen kassier; keinen Stich gesehn. Intrinsisch motiviert, immer 1en in allen relevanten Fächern - neben der Ausbildung auch in der Freizeit sehr viel gemacht, eben mit Spaß dabei, aber keine Chance auf einen Studienplatz mit Mappenauswahl und Aufnahmeprüfung. Dabei hätte ich mir dafür ein Bein abgehackt.

Da ich im Fachabi auch Info und Mathe mit einer glatten 1 abgeschlossen habe verlager ich mich jetzt auf die technische Seite. Ich wurde angenommen für Medienproduktion und an einigen FHs für Medieninformatik, beides nach NC verfahren. Mit 1.7 kann man an FHs eigentlich alles NC basierte studieren - außer soziale Arbeit vielleicht. Mein Hintertürchen um bei dem geliebten Erstellen von Medien zu bleiben, auch wenn ein Teil von mir stirbt, weil ich jetzt wahrscheinlich nur schwerlich die Kreativarbeit werde machen können, die ich geplant und auf die ich 4 Jahre lang mit aller Kraft hingearbeitet habe.

Warum ich das schreibe?

Um zu untermalen, wie brutal das Business ist. Selbst wenn man alles gibt, in der Ausbildung und der Freizeit, wenn man es intrinsisch liebt, mehr als jeden anderen Aspekt des Lebens, selbst dann kann man scheitern.

Meine Situation bezieht sich jetzt auf das Studium, aber gilt natürlich gleichermaßen auch für eine vernünftige Ausbildung, wie zum Mediengestalter, und nicht zu solchen inflationären Lachveranstaltungen wie dem GTA, den jeder machen kann der in der Lage ist sich Tinte in die Nase zu ziehen um damit aufs Papier zu niesen.