[DoneDot]

Hallo zusammen,
ich befinde mich derzeit in einer Situation in der ich nicht weiß, was ich machen soll. Ich bin schon etwas älter und mache, nach 2 erfolglosen Studiengängen endlich eine Ausbildung in meinem Wunschbereich; zum Mediengestalter Digital und Print. Ich war, nachdem ich mein Studium letztes Jahr abgebrochen habe, sehr froh überhaupt einen Ausbildungsplatz in dem Bereich zu bekommen und habe einen Platz in einem kleinen Werbetechnikbetrieb angenommen. Der Chef des Betriebes kennt meine Familie sehr gut und hatte vorgeschlagen die Ausbildung bei ihm machen zu können.
Nun zum Problem; im Grunde genommen fallen hier kaum richtige Aufgaben für einen Mediengestalter an. Den Großteil der Zeit verbringe ich damit Folien auszuheben und zu plotten und diese vorher in Coreldraw anzulegen. Dabei handelt es sich meistens um Beschriftungen für Firmenwagen oder Schaufensterplotts (Schriftzüge). Ab und an mal eine Visitenkarte, mal einen Flyer oder ein Roll Up. Wobei ich bis jetzt 1 Visitenkarte gestaltet habe und 1 Flyer. Wärend des letzten Jahres kamen auch nur 3 Aufträge bzgl. dieser Produkte rein. Die Programme beschränken sich auf Corel Draw. Produktionstechnisch lerne ich zwar etwas, aber mit den Aufgaben und Programmen, welche ich lernen sollte (und möchte) hat das nicht viel zu tun. In der Berufsschule habe ich gute bis sehr gute Noten. Den Umgang mit Indesign und Illustrator bringe ich mir über Tutorials bei.
Gestaltung lerne ich eigentlich gar nicht im Betrieb. Da liegt auch einfach nicht der Fokus meiner Kollegen. Der Großteil hat Schilder- und Lichtreklamehersteller gelernt und ist die meiste Zeit unterwegs um eben Folien und Schilder anzubringen. Der einzige der Mediengestaltung gelernt hat, ist mein Ausbilder und der erklärt eigentlich nicht viel, sondern schmeißt mir Arbeit zu die ansteht.
Ich weiß gerade einfach nicht weiter, zum einen mache ich mir Sorgen, dass ich jetzt die weiteren 2 Jahre in den Wind schieße und am Ende nicht mal den praktischen Prüfungsteil bestehen werde. (wobei ich glaube, dass wenn ich weiterhin neben der Arbeit auf Behance und Printrest Inspiration sammel und selbst rumbastel, dass schon irgendwie wird. Aber ich lerne es nicht professionell und merke eben auch, dass die Jungs und Mädels in meiner Berufschule da einfach im Alltag mehr dazu lernen und mich abhängen.)

Ich möchte eben Gestalten lernen, Kataloge oder Magazine, Flyer oder Visitenkarten Typografisch und visuell Gestalten. Auch Html/Css interessiert mich. Ich möchte nach der Ausbildung auf keinen Fall in dem Betrieb bleiben, sondern in eine Agentur. Nur sehe ich kein Chance da irgendwann Fuß zu fassen, wenn ich mich nicht weiterentwickel.
Die Arbeit mit den Adobe-Programmenklappt gut, aber immer wenn der Schulblock vorbei ist, fehlt mir wieder die Routine.
Ich habe einfach das Gefühl ich würde gerade 2 Berufe lernen, in der Praxis Werbetechniker und in der Theorie Mediengestalter. Ich bin total unzufrieden mit der praktischen Arbeit. Meines Erachtens ist die Ausbildung für einen Mediengestalter nicht wirklich geeignet.
Mein Chef und meine Kollegen sind echt in Ordnung, aber ich pass irgendwie nicht richtig rein.

Hat Jemand auch eine Ausbildung zum Mediengestalter in einer Werbetechnikfirma gemacht und hat nach der Ausbildung gewechselt?

Gibt es Anlaufstellen an die ich mich wenden kann, die mir weiterhelfen können die Teile zu erlernen die ich für die Prüfung benötige?

Meint ihr ich sehe das vollkommen falsch und die Gestaltung
Ich hatte das im Betrieb schonmal angesprochen, dass ich mich in der Gestaltung nicht gut vorbereitet fühle. Aber der Ausbilder meinte, dass die Prüfung eh ein Witz wäre, die schafft man schon irgendwie. Verstehe die Einstellung nicht, er sollte mir das doch bei bringen, wofür gibt es den Rahmenlehrplan...

Reagiere ich über ?Wie liefen eure Ausbildungen, was habt ihr gelernt, welche Aufgaben hattet ihr ?
Sollte ich den Betrieb eventuell versuchen zu wechseln ?

[postulatio]

Hallo DoneDot,
ich habe tatsächlich eine ähnliche Geschichte. Spät noch eine Ausbildung gemacht zum Mediengestalter in einem sehr kleinen Betrieb. Wenig mit Gestaltung zu tun gehabt, habe auch eher praktisch gearbeitet: Folienplots, Schilder, Montagen.
Der Ausbilder war trotzdem engagiert, hat mich immer mal zur Seite genommen, um mir Dinge zu zeigen und zu erklären. Gearbeitet habe ich damals noch mit Freehand und Quark. Ich war immer froh, in der Schule über Gestaltung, Typo und Co. zu lernen - auch ich hinkte den Mitschülern hier deutlich hinterher. Theorie war nie das Problem, bei den Praxisaufgaben habe ich mich schwergetan, und die Prüfung später auch nur knapp bestanden.

Es ist schwer, dir etwas zu raten. Ich würde sagen: Wenn du den Eindruck hast, du hast einen Draht zu den Kollegen und Sie sind zumindest engangiert bzw. lassen dir Freiraum, auch selber mal gestalterisch zu basteln/Schulaufgaben zu bearbeiten abseits des Tagesgeschäfts würde ich das durchziehen. Software kannst du dir selber draufschaffen - Learning bei Doing, so hab ich das auch gemacht (arbeite heute ausschließlich mit Adobe CC). Nimm gestalterisch alles mit, was die Berufsschule bietet - scheue dich nicht, nachzufragen oder dir bei Mitschülern was abzuschauen. Nimm die volle Ausbildungszeit von 3 Jahren mit, auch wenn du vielleicht verkürzen könntest aufgrund von Abi etc. Mir hat die längere Schulzeit definitiv geholfen.

Ich bin nach der Ausbildung auch nicht in meinem Betrief geblieben - diese Möglichkeit hast du in jedem Fall, auch wenn dein Betrieb dir anbietet, dich zu übernehmen. Wenn sich abzeichnet, dass die Möglich zur Übernahme nicht besteht, such schon vor Ende der Ausbildung nach Jobs - es bewirbt sich immer leichter aus einem Anstellungsverhältnis heraus.

[Kawasaki]

Ich bin zwar in einer Werbeagentur gewesen, aber richtig Gestalten gelernt habe ich da auch nicht. Das meiste war Umsetzung/Anpassung von bereits fertigen Konzepten, wo keine eigenen Ideen gefragt waren und sowieso alles nach Kunden CI lief.

In der Schule wurden wir eh ins kalte Wasser geschmissen, wir sollten ab dem 1. Lehrjahr Bildretuschen können, aber wie man Sachen in Photoshop richtig freistellt habe ich erst im 3. Lehrjahr durch eine Mitschülerin gelernt. Was ich sagen will ist, dass ich dich total verstehe und du dich auf jeden Fall mehr reinhängen musst als andere, aber dass ich zumindest nicht glaube, dass du komplett zum Scheitern verurteilt bist.

Gerade bei den Prüfungen ist eh alles Geschmackssache, ich habe echt mega tolle Designs gesehen, die es nur auf eine 2 geschafft haben. Und dass jemand wegen der Praxis durchgefallen ist, davon habe ich noch nie gehört. Generell schien mir der Geschmack der Prüfer sehr einfach und sehr klassisch zu sein. Solange du die Grundregeln beherrschst (nicht zu viele Schriftarten, alles an der gleichen Achse ausrichten usw.) bist du eigentlich schon gut dabei und der Rest kommt mit der Übung.

Ich würde dir ansonsten auch konkret raten, das bei deinem Ausbilder oder deinem Lehrer fürs Praktische nochmal anzusprechen und dir in deiner Freizeit selbst Gestaltungsaufgaben zu geben.