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Thema: Kunde reklamiert: Farbunterschiede zu groß - was tun? vom 22.06.2010


Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen MGi Foren-Übersicht -> Farbe -> Kunde reklamiert: Farbunterschiede zu groß - was tun?
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Mialet

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Verfasst Di 22.06.2010 15:50
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Pantone 605 liegt laut AdobeScher SOlid Coated Tabelle bei Lab 34|36|6

Das ist im Bogenoffsetdruck auf gestrichenem Papier 1:1 zu erzielen. (z.B. ISOcoated V2 ECI: 22/85/43/41)

Bei ungestrichenem Papieren (Thema Briefpapier) wirds schon schwieriger, wenn man da hinkommen will. Das klappt nicht ganz.
Um den Unterscheid im vorhinein abwägen zu können, gibts ja die beiden Pantonefächer 'coated' und 'uncoated'.

Der zeigt einem, dass, aus dem selben Farbtopf in die Maschine genommen, diese Farbe auf ungestrichenem Papier nur zu einem Lab von 47|25|4 führt.

Das ist allerdings sehr dürftig. Wenn man den Farbraum des PSO uncoated 12647 ECI Profils ausschöpft käme man, mit dem Ziel, Pantone 506 coated zu erzielen, mit 12/100/38/45 auf ein Lab von 41/27/5.

Somit liegt die echte Sonderfarbe laut Tabelle um 17 DeltaE neben der Version auf gestrichenem Papier, der Versuch auf ungestrichenem Papier die Vorgabe für gestrichen zu erzielen endet bei einer Differenz von 'nur' 11,5 DeltaE.

Jetzt muss man sich in so einem Szenario die Frage stellen, was will man an erster Stelle, und wie groß sind die akzeptablen Toleranzen.
Sollen die klein sein, muss man unter guten Druckbedingungen (gestrichenes Bilderdruckpapier) unter dessen Möglichkeiten bleiben und Puffer für die Jobs lassen die auf ungestrichenen Papieren landen, wie VKs und Briefpapier. Das würde dann aber, wenn man Sonderfarben in der Produktion einsetzen will, zu einem nicht unerheblichen Mehraufwand führen, da im Prinzip für den Druck auf Hochglanzpapier ein verschnittene Sonderfarbe angemischt werden muss, die dem enstpricht was die reine Sonderfarbe auf ungestrichenem Papier liefern würde.

Last but not least, muss man, wenn man Anfängt Fassaden mit einzubeziehen, auch mal Rücksicht auf
a) die dort möglichen Pigmentierungen nehmen. Es gibt Farbtöne, die gibt es nicht in Echtheiten, die für Ausseneinsatz gefordert werden lieferbar sind. Da wäre halbjähriges Nachstreichen nötig, oder es gibt sie erst gar nicht.
b) Wahrnehmungspsychologische Aspekte. Ein Farbmuster in A3 oder sogar noch ein bisschen größer, vermittelt einen nur sehr unzureichenden Eindruck einer Farbe wenn damit ganze Räume oder gar Gebäude gestrichen werden - in aller Regel wirken die Endergebnisse ob ihrer großen Flächen, und Verstärkungseffekten auf zueinander zugewandten Flächen, viel zu übersättigt – selbst wenn es laut Messgerät stimmt.

In deinem Fall der Schadensbegrenzung wäre ein Vermessen der Proofs der erste Schritt.
Passt der überhaupt für diese Farbe?
Wenn der passt, also einen ordentlichen, nicht reklamierungswürdigen Druck simuliert, wäre die nächste Frage,ob die Drucksachen ordentlich gedruckt sind, bzw. im Falle 'Proof auf gestrichenem Papier, Druck auf ungestrichenem', überhaupt relevant sein kann -> Vergleich Äpfel mit Birnen.

Wenn da soweit Sicherheit besteht, kann man sich, wie oben schon angedeutet, Gedanken machen, wo man hin will und was einem die exakte farbliche Übereinstimmung wert ist.


Zuletzt bearbeitet von Mialet am Di 22.06.2010 16:03, insgesamt 1-mal bearbeitet
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Bonnie_Parker
Threadersteller

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Verfasst Di 22.06.2010 15:58
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Wow, danke für die detailierte Erklärung.

Hiermit beende ich die Fragestellung. Ich habe für mich die wichtigsten Erkenntnisse daraus ziehen können. Vielen Dank!
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Mialet

Dabei seit: 11.02.2004
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Verfasst Di 22.06.2010 16:00
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Bonnie_Parker hat geschrieben:
Nein, die hat das Proof nicht gesehen, da es noch beim Kunden war - auch das ist blöd gelaufen.
Da hast du recht. Die möglichen Schwankungsbreiten beim Druck sind so erheblich, das selbst der amibtionierteste und beste Drucker, ganz wo anders hindrucken kann, als der Proof zeigt, wenn er eben nichts zur Orientierung hat.
In dem Fall wo aqn der Maschine kein Farbmuster vorliegt, sind die zu akzeptierenden Schwankungen nahezu unendlich groß. Selbst mit Proof ist das oft noch mehr, als einem lieb ist.

Aber wenn der Mann an der Maschine nichts hat, nach dem er die Farbe abstimmen kann, ist das in aller Regel ein reiner Glückstreffer, wenns passt.
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Bonnie_Parker
Threadersteller

Dabei seit: 03.12.2007
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Verfasst Di 22.06.2010 16:07
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Der Drucker hat den Kunden vor Ort zur Abnahme gehabt und er wurde freigegeben. Schlimmer für den Kunden ist nun die Erkenntnis, dass die Farbe, die er vom Proof her kennt, nicht auf ALLEN Medien, also Auto, Fassade, Print, dieselbe ist.

Ich hatte nun die Befürchtung, dass ich etwas übersehen habe, wobei ich anfangs schon darüber informiert hatte, dass die Farbe abweichen kann. Nach allen Threads und Telefonaten weiß ich nun wie ich auf verschiedene Fragestellungen antworten kann. Das war mir wichtig. Denn der Kunde will ja eine Erklärung und Lösung, die habe ich jetzt!!!

Also nochmal vielen Dank für die Antworten. Beim nächsten Mal, wenn Fassaden- und Autobeschriftungen ins Spiel kommen, werde ich im Vorfeld etwas genauer auf Farbwerte achten.


Wären Fassade und Auto nicht, wäre der Kunde mit dem reinen Printergebnis ja zufrieden gewesen.
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