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Thema: Produktion von Etiketten vom 21.12.2011


Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen MGi Foren-Übersicht -> Druck - Produktion -> Produktion von Etiketten
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JohnWorks
Threadersteller

Dabei seit: 21.12.2011
Ort: Bochum
Alter: 36
Geschlecht: Männlich
Verfasst Mi 21.12.2011 13:09
Titel

Produktion von Etiketten

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Moin Moin,

studiumsbedingt interessiere ich mich für die technische Produktion von Etiketten und die unterschiedlichen Druckverfahren die in der Industrie Anwendung finden.

Kleiner Schwenk aus dem Alltag: Vor ein paar Tagen habe ich unsere lokale Brauerei besichtigt und das süffige Gebräu verkostet. Dieses wurde in der klassischen Bügelflasche serviert. Natürlich war auf den Flaschen auch ein Etikett zu finden, um genau zu sagen waren es zwei Etiketten (Vorderseite und Rückseite, am Flaschenhals war auch noch zwei Etiketten angebracht). Im technischen Prozess habe ich mich natürlich besonders für die Anbringung und des Etikettes interessiert. Hierbei ist mir am Ende der Produktionskette die Etikettierung aufgefallen. Hier waren die Etiketten auf einer Rolle. Es sah so aus, als wenn beide Etiketten der Falsche hintereinander, „endlos“ auf der Rolle sind. Bevor die Etiketten auf die Flasche aufgebracht wurden, sind sie gestanzt worden und von hinten mit einem Kleber versehen worden. Das ganze natürlich in einer rasanten Geschwindigkeit.

Ist das ein üblicher Prozess, beispielsweise für Flaschenetiketten. Gibt es hierfür spezielle Druckmaschinen? Wie sieht es mit dem klassischen Offsetdruck aus? Gibt es alternative Prozesse der Anbringung und Produktion. Welche Druckverfahren sind für welche Etiketten interessant, welche Rolle spielt in der Branche Digitaldruck?

Also ich interessiere mich insbesondere für die industrielle Herstellung von Etiketten, gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen bei der Produktions- und Anbringungsmöglichkeiten im Bereich der Lebensmittel- und Chemiebranche.

Weiterhin interessierten mich weitere technische Parameter wie beispielweise Anforderungen an Farben und an das Papier.
Vielleicht haben wir ja hier den ein oder anderen Etikettendrucker *zwinker*

Gruß John
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Druckfachmann

Dabei seit: 24.05.2007
Ort: Neumünster
Alter: 53
Geschlecht: Männlich
Verfasst Mi 11.01.2012 12:45
Titel

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JohnWorks hat geschrieben:

Vielleicht haben wir ja hier den ein oder anderen Etikettendrucker *zwinker*


Haben wir,

aber ehrlich gesagt sind Deine Fragen so umfangreich, dass ich sie während meiner Arbeitszeit kaum beantworten kann.

Ich versuche mich mal an einem Fortsetzungs(kurz)roman.


Fangen wir mal an:
(ohne Anspruch auf Vollständigkeit/Richtigkeit)

verwendete Druckverfahren, entweder einzeln oder in Kombination:

Rolle: Offsetdruck, Siebdruck, Digitaldruck, Hochdruck (Buch/Flexo), Tiefdruck
Bogen: Offsetdruck, Digitaldruck, Hoch- und Tiefdruck (zur Veredelung)

Materialien:

Papier (ohne Klebstoff für Nassklebung oder Inmould)
Kunststofffolie (ohne Klebstoff, für Inmould oder Sleeve)
Haftpapier-/folie, (mit Klebstoff, selbstklebend), auch bezeichnet als selbstklebendes Etikettenpapier, Aufkleber usw.


Je nach Produkt und Anforderungen muss man wie bei allen "normalen" Druckprodukten das Material, die Maschinen, Druckverfahren und Farben auswählen. Grundlage hierzu sind entweder Kundenangaben (Anforderungen) oder eigenes Wissen (Erfahrungswerte).

Die Bandbreite in der Etikettenproduktion ist sehr weit gefasst. Hier geht es ja nicht nur um die Produktion eines 08/15 Standardflyers, der einfach nur schön aussehen soll, sondern die Etiketten müssen darüber hinaus auch noch bestimmte techn. Vorgaben erfüllen. Neben der Druckwiedergabe sollten diese techn. Parameter berücksichtigt werden. Zum Beispiel die Haftung von Klebstoff auf dem Untergrund. Insbesondere dann, wenn eine Wiederablösbarkeit gefordert ist. Jeder hat sich schon mal über einen Produktaufkleber geärgert, den er nur mit Mühe oder nur sehr schwierig wieder runterbekommt.

Stichwörter: erwärmen mit Fön, einweichen in Wasser, Spiritus, Benzin; ...kommt das bekannt vor?

Dies ist ein deutliches Zeichen für entweder falsche Kundenvorgaben, mangelhafte Materialkenntnis oder einfach Ignoranz. Mit anderen Worten, dem Produkthersteller ist es egal, ober der Verbraucher den Aufkleber wieder runterbekommt oder nicht, hauptsache billig (ablösbare Klebstoffe oder Folienaufkleber sind idR etwas teurer).

Soweit erst mal, ...ich muss wieder weiterarbeiten.

Der Roman geht dann demnächst weiter.
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Druckfachmann

Dabei seit: 24.05.2007
Ort: Neumünster
Alter: 53
Geschlecht: Männlich
Verfasst Fr 13.01.2012 10:45
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Bleiben wir mal bei Deinem Beispiel der Brauerei.

Etiketten für Bierflaschen.

Überwiegend werden Etiketten für Bierflaschen (Mehrweg) im Offset auf Bogen produziert. Dafür wird ein spezielles Etikettenpapier für Bierflaschen verwendet (nicht selbstklebend). Dieses um 70g starke Material ist hochnassreisfest und laugenfest. Die Nassreisfestigkeit wird benötigt, damit das Papier beim Etikettieren nach dem Anleimen nicht zerreist. Die Laugenfestigkeit wird benötigt, damit sich die Etiketten beim Reinigen der Bierflasche nicht in der Lauge auflöst. Die techn. Parameter (Reisfestigkeit usw.) kommen vom Kunden, bzw. man weiß es aus Erfahrung.

Eingesetzt werden: weißes Papier, alubedampftes Papier und in den letzten Jahren verstärkt auch weißes Papier welches vor dem Bedrucken mit Buntfarbe in vorgeschalteten Druck(Lackier)werken z.B. silber bedruckt wird. Daher auch die Maschienenkonfiguration mit den ganzen vorgelagerten Lackierwerken. Gedruckt wird je nach Untergrund mit normalen oder Folienfarben. Nach der Bedruckung wird der Bogen geschnitten, in einer Kanonenstanze Kontur gestanzt und gebündelt. In der Abfüllerei wird ein Magazin mit den Etiketten gefüllt, diese werden dann angeleimt und appliziert.

Außer den nicht selbstklebenden Papieretiketten werden auch selbstklebende Etiketten verwendet. Da sich diese nicht so einfach ablösen lassen, werden sie vorwiegend im Einwegbereich eingesetzt. Produziert je nach Kundenanforderung auf Papier oder Folie auf Rolle. Es gibt auch spezielle SK-Klebstoffe, die Wasserlöslich sind (z.B. bei Weinflaschen). Die überwiegende Mehrzahl der Etikettenrollen arbeiten mit einem Hochdruckverfahren, oftmals in Kombination mit Prägewerken oder auch Siebdruckwerken zur Veredelung. Die Details der Veredelung wie Prägen, spezielle Lacke, Heißfolie lasse ich mal außen vor. Desweiteren auch im Digitaldruck (kleine Auflagen oder Personalisierung) oder Offsetetikettenrolle. Nach dem Drucken werden die Etiketten gestanzt, entgittert und wieder aufgerollt. Wie es in der Abfüllerei weiter geht hast Du ja gesehen.

Dann gibt es noch die Sleeve, also "Schläuche", die in der Abfüllanlage über die Flasche gezogen und dann durch Wärme aufgeschrumpft werden. Produziert auf Folie, bedruckt auf der Rolle, vorwiegend Hochdruckverfahren. Sleeve erhält man dadurch, dass die Folie nach den Extruder nicht aufgeschnitten, sondern gleich aufgewickelt wird. Den nun flachliegenden Schlauch kann man bedrucken und wieder aufrollen.

Ende Teil 2.
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s74winer

Dabei seit: 13.12.2006
Ort: Si-Wi
Alter: 42
Geschlecht: Männlich
Verfasst Fr 13.01.2012 14:01
Titel

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Auch wenn ich nicht der Fragensteller bin schonmal ein herzliches Danke für die umfangreichen Informationen! Lächel
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jo-the-printer

Dabei seit: 04.11.2006
Ort: Bad Münstereifel
Alter: 59
Geschlecht: Männlich
Verfasst Mi 18.01.2012 16:43
Titel

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Hallo John Works

Also - "Druckfachmann" hat das schon mehr als ausführlich beschrieben - vielen Dank dafür. Falls Du jetzt noch eine solche Druckmaschine sehen möchtets, guckst Du hier: http://youtu.be/pVI9VQ-qn28
Am Anfang ist die unbedruckte Etikettenpapierrolle - dann folgt die Bedruckung mit bis zu 5 Farben und UV-Lack (bei uns im Rollenbuchdruck) - dann gibt es die Möglichkeit der Flachstanzung - anschl. haben wir ein Modul zum Aufbringen von Booklets und zur Laminierung dieses gesamten Teils - dahinter ist die Rotastanze, der Gitterabzug und ganz zum Schluss die Aufwicklung (gefilmt hatte ich dies leider andersherum, also "von hinten"). Drucken können wir auf selbstklebende Papiere und Folien.
Zum Etikettieren der Flaschen gibt es natürlich professionelle Hochleistungsetikettiermaschinen, für den semiprofessionellen Einsatz empfiehlt sich ein kleines Tischgerät, guckst Du hier: http://primera.eu/movie/AP362e/
Falls Du Rollenetiketten online kalkulieren möchtest, guckst Du hier: www.label24.de

Grüße
jo-the-printer
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Druckfachmann

Dabei seit: 24.05.2007
Ort: Neumünster
Alter: 53
Geschlecht: Männlich
Verfasst Fr 20.01.2012 16:44
Titel

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Endlich mal wieder etwas Leerlauf...


Was ich noch vergessen hatte:
Zu den Etiketten kann man natürlich auch solche aus Metall, Keramik oder Magnetfolie zählen. Sie dienen ja auch der Kennzeichnung.


Nun etwas zu den Inmouldetiketten. Gesehen hat sie schon fast jeder, aber wahrscheinlich kaum wahrgenommen.
Inmouldetiketten werden wie der Name ja schon sagt in den Untergrund eingegossen, also untrennbar miteinander verbunden. Dementsprechend werden diese Etiketten hauptsächlich in der Produktion von Kunststoffartikeln eingesetzt. Einige Beispiele: Bierkästen, Lebensmittelverpackungen, Schallplatten, Transportkisten, Schutzhelme usw. Die Einsatzbereiche und Bandbreiten sind fast nicht überschaubar.

Inmouldetiketten werden überwiegend aus Folie hergestellt, in wenigen Fällen (Schallplatten) auch aus Papier. Die Materialien sind nicht selbstklebend. Die Bedruckung der Folie erfolgt auf der Rolle oder im Bogendruck. Eingesetzte Verfahren: Hoch-, Offset- und Digitaldruck, auch in Kombination der Druckverfahren untereinander oder mit Siebdruck. Härtung der Farben je nach Druckverfahren durch UV Trocknung, oxidativ oder auf Lösemittelbasis, wobei auch Wasser als Lösemittel anzusehen ist. Die Auswahl der richtigen Farben ist Erfahrungssache. Nicht auszudenken, wenn sich beim Gießvorgang das Farbpigment durch die Hitze zersetzt oder bei einer Transportbox durch Hochdruckreiniger oder Sonnenlicht nach kurzer Zeit die Farbe verblasst. Dann kann man das Endprodukt nur noch wegschmeissen, nachbessern geht nicht.

Die Folienart (also aus welchem Kunststoff die Folie ist) richtet sich nach dem Einsatzzweck. Typische Anforderung ist z.B. Lebensmittelechtheit. Üblicherweise ist die Folie aus dem gleichen Kunststoff wie die Verpackung, damit beide eine sichere Verbindung miteinander eingehen, es in der Produktion zu keinen Störungen kommt und die Recyclingfähigkeit gewährleistet ist. Sprich Verpackung aus PE, dann auch Label aus PE.

Mischkunststoffe wiederzuverwerten ist fast unmöglich.

Bei uns produzieren wir nur Einzelstücke, d.h. die Etiketten werden nach dem Druck, egal ob von Rolle oder im Bogen, zu Einzelstücken ausgestanzt und verarbeitet. Ob es auch Etiketten gibt, die direkt von der Rolle aufgebracht werden weiß ich leider nicht. Die Label werden beim Kunden vereinzelt, in die Gießform gelegt und danach der flüssige Kunststoff, der das eigentliche Endprodukt bildet, "eingeleitet". Etwas Hitze, etwas Druck.... fertig. Dementsprechend müssen die Farben diesen Produktionsprozess aushalten, sonst *Schnief*

Erstmal soweit

Schönes Wochenende
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