[kanapee]

Ich möchte aus aktuellem Anlass meine persönliche Erfahrung und Meinung mit Euch teilen. Da mein eigener Thread ansonsten mit dieser Diskussion eventuelle zugemüllt wird.

Ich erstelle in meinem derzeitigen Job nebenher alle Broschüren selbst. Das sind im Jahr 30-50 Projektchen und seit ich dort arbeite fast nur bei Onlinedruckereien eingekauft, nur in Notfällen und sehr ungern habe ich Druckereien in der Nähe ausgewählt.

Wo sehe ich die Vorteile:
- Ich sehe SOFORT einen Endpreis inkl. aller anfallenden Kosten und auch sehe ich eine Staffelung (vll. nehm ich dann weniger oder mehr)
- ich sehe die Lieferzeit
- es gilt für alle Kunden der gleiche Preis (Es herrscht kein Basar wie bei fast allen Druckereien und man sich blöd bzw. verarscht vorkommt, wenn man nicht handelt)
- kein E-Mail/Telefonat nötig
- recht zügig
- bei kleinen Auflagen preislich unschlagbar, bei großen Auflagen soso
- sehr einfach Abwicklung bezahlt wird auch sofort per Kreditkarte oder Vorkasse.

Nachteile:
- keine Sonderwünsche möglich
- Reklamationen sind so wichtig wie, wenn in Sibirien ein Schlitten umfällt.

Was ich mir bei Online Druckerein bewusst bin:
- Egal welchen Mist ich auch hoch lade, es wird gedruckt ohne das auch jemand ein Auge drauf geworfen hat.
- Qualität ist nicht bei allen der Renner - wobei ich bisher immer sehr zufrieden war!!!


Wobei hier in der Umgebung wirklich keine Druckerein sind die mich vom Hockerreisen mit Ihrem Angebot! ZB bei meinem letzten Besuch in der Druckerei im Nachbarort. Ich komm rein und spricht mich jemand an, kaum Deutschkenntnisse, dann kommt jemand anderes und das selbe Spiel von vorne. Nach einer Stunde bemerkte ich dann, ich befinde mich wohl nichtmehr in der Heimat - soviel zum Thema Arbeitsplätze. Von einer ehm. Schulkollegin erfuhr von einer weiteren Druckerei in der Umgebung welche Drucksachen wie Flyer, Visitenkarten, Poster, Folder und Deutschland produzieren lassen und somit ebenfalls die Vorzüge von Billiganbietern in Anspruch nehmen und als ihres verkaufen. ABER ich habe auch sehr viel Service und Know How von Druckereien erfahren in der Umgebung, aber leider reicht für solche Druckereien das Budget eines mittelständigen Unternehmens selten hin.

Heutzutage wird die Kommunikation nach außen immer wichtiger und es wird immer mehr gefordert zu tun, doch die meisten haben die finanziellen Mitteln nicht dazu. Wir machen eben deshalb auch viel selber, weil Marketing Futzi, Grafiker und Drucker ist meines Erachtens eine sehr große Last für alle klein- und mittelständischen Unternehmer. Letztens wollten wir eine kleine Mappe erstellen 20 Seiten hauptsächlich nur Text. Die Mappe war bereits von einem anderen Institut erstellt und es mussten nur Kleinigkeiten auf verschiedenen Seiten geändert werden - wir durften diese 1:1 übernehmen. Als wir von einer Agentur/Grafiker ein Angebot erhalten haben, sah es so aus; [2 Seiten ändern = 421,- EUR] da war kein Druck, keine Bilder und sonst nichts dabei. Der regionale Drucker wollte 1643,- EUR für 600 Stk. haben. Und nun sollte die Mappe gratis für unsere Kunden sein. Wer kann sich das noch leisten?

Schlussendlich habe ich die Mappe selbst erstellt, ca. 8 Std Arbeit und 600,- EUR Druckkosten.

Es ist wichtig den Kunden zu erreichen. Es spielt in diesem Rahmen keine so große Rolle mehr ob diese 2 Striche im Flyer eine verknüpfende und tiefgreifende Bedeutung zum Unternehmen haben, es muss ordentlich sein und ansehbar.

[Asi Prollowski]

Ich hätte mir ja schon lange mit diesem Jahresvolumen einen Termin bei der Vorort-Druckerei gemacht, nicht einfach vorbeilatschen sondern Telefon in die Hand nehmen und eben Termin machen.

[zanker]

Jetzt geht es auch den Agenturen an den Kragen!

Sehr geehrte Kollegen,
nachdem die Online-Druckereien die Branche verändert und vor allem preislich kaputt gemacht haben, sind nun die Werbeagenturen dran. Seit neuestem bieten die großen Onliner wie Flyeralarm.de, wir-machen-druck.de, vistaprint.de, easyprint24.de und onlinedruck.biz auch Design-Dienstleistungen an.

Wie funktionierte es bisher (Beispiel Vistaprint)
Der User kann sich online seine Vorlagen zusammenstellen, Logo hochladen, Content eingeben, Farben bestimmen und danach bestellen. Dies geht bei der Visitenkarte los und endet beim Hausprospekt.
Die bisherige Argumentation der Werbeagenturen, gegenüber der Hausdruckerei vor Ort war immer: Die Qualität ist gut, der Preis ist wichtig. Nun trifft es auch die Agenturen. Der Kunde kann nun sagen, das Design ist gut und der Preis ist wichtig. Argumente wie Individualität, Qualität, Ansprechbarkeit und Service, welche früher nur durch Designer erledigt wurden, werden plötzlich auch von den Online-Druckern individuell angeboten.

Im Vergleich zu den großen Online-Druckereien leisten Agenturen und Druckereien aber:
• den Großteil der Ausbildung von Lehrlingen
• wir nehmen die Prüfungen ab
• wir beraten den Kunden
• wir bringen handwerkliches Können
• wir schaffen Arbeitsplätze
• wir zahlen vor Ort die Gewerbesteuern
• wir sind für die Kunden da

Was machen die Onliner intelligent?
Kunden, die sich auf die Online-Designs einlassen, müssen zwangsläufig weitere Aufträge ebenfalls beim selben Onliner platzieren, damit sie wieder das (halbwegs) Gleiche bekommen.
Eine bessere Kundenbindung kann man nicht erreichen. Das alles gleich aussieht, auf dem gleichen Papier gedruckt wird und alles im gleichen Format geliefert wird, behindert den Kunden ein Alleinstellungsmerkmal im Markt zu erhalten. Dies kann nicht Sinn der Werbung sein. Mit Convenience-Produkten kann man keine geschmackvollen Gerichte zaubern, ebenso verhält es sich mit Printprodukten.

Was sollten wir tun
Die Agenturen und Druckereien sind die größten Auftraggeber für die Onliner. Dies sollte schnellstens ein Ende haben. Wir züchten unsere eigene Konkurrenz und unseren eigenen Branchentod (derzeit schließt eine Druckerei pro Tag in Deutschland). Dieselbe Gefahr läuft nun auch auf Werbeagenturen zu. Klar kann man sagen, dass das Angebot noch lange nicht die Agenturleistung ersetzt, aber: Die Onliner haben auch nur mit Visitenkarten und Flyern angefangen.
Und aktuell erweitern Sie ihr Portfolio in Richtung Webdesign…

[Benutzer 62312]

Ich mache mir da keine Konkurrenzsorgen. Denn "von der Stange" gibt es schon seit dem ich in der Branche bin. Kannst du dich noch an die Visitenkarten-Automaten erinnern? Da hatte Liselotte Müller und die Strickliesl ihre Karten bedruckt. Wollteste du die unbedingt in deinem Kundenkreis haben?

Auf der anderen Seite bietet es den Grafikern auch in einer Druckerei als "Kreativer" zu arbeiten, ohne vlt einen mehr technischen Hintergrund zu haben.

[zanker]

Na ganz so banal ist es nicht. Die Online sind echte Jobkiller. Ich habe selber eine Druckerei. Im Jahr 2000 hatten wir noch 25 Mitarbeiter, jetzt sind es noch 14.
Auch ein anderer Gesichtspunkt ist wichtig: Das Bankenrating.
Da derzeit die Branche am kaputt gehen ist, zicken die Banken selbst bei guter Eigenkapitalquote, rum von wengen Risiko. Neuinvensitionen wird hier massiv der Weg versperrt.

[Lonesome Walker]

[Benutzer 62312]

Was soll die Aufregung?

[hilson]

@ Lonesome Walker

Grundsätzlich bin ich bei dir ... muss allerdings aufgrund Erfahrungen in jüngster Zeit leider zugeben, daß ich mit "Onlinern" oftmals besser fahre, als mit "Offlinern". Sofern man den Onlinebutzen die Daten korrekt aufbereitet gibt's da -zumindest bei Standardprodukten- eigentlich kaum noch Probleme. Für den Laien stellt sich das natürlich nicht immer so leicht dar, wie die Werbung glauben macht.

Die letzen beiden Jobs "vor Ort" waren haarsträubend und nervenaufreibend teurer und langwieriger als wenn ich das z.B. bei FA abgewickelt hätte. Leider waren die Dienstleiter vom Auftraggeber vorgegeben.

Es gibt -und das sollte man fairerweise halt auch sagen- nicht wenige, die scheinbar fachlich komplett auf der Stelle treten.