[Blume89]

Hallo zusammen,

das Thema "Arbeitsbedingungen" wird ja oft diskutiert in unserer Branche. Da ich momentan überlege vom kaufmännischen Teil in den kreativen Teil umzulernen, setze ich mich vermehrt damit auseinander.
Ich finde als Kontakter bzw. Marketingassi hat man es besser als die Kreativen. Ich kann eigentlich überwiegend pünktlich gehen, meistens Urlaub nehmen, wie ich möchte, Mittag machen, wie es mir passt - und vielen Kontaktern, die ich kenne, geht es ähnlich. Oder es gibt wirklich Überstundenausgleich. Das heißt nicht, dass auch ich Phasen habe, in denen ich länger da sitze - aber es hält sich in Grenzen. Schaue ich mir aber alle Kreativen an, die ich kenne, sieht das ganz anders aus. Die sitzen überwiegend bis abends um zehn/elf da - oft auch am Wochenende. Und da ist kein Überstundenausgleich in Sicht.

Ich denke, mir würde der Job sehr viel Freude bereiten und ich hätte auch genug Kreativität, um meinen Job gut zu machen - aber ich bin nicht bereit, für meinen Job zu leben. Ich bin zwar bereit, phasenweise auch mal richtig Gas zu geben - aber das sollte eher die Ausnahme bleiben. Überwiegend möchte ich relativ geregelte Arbeitszeiten.

Bisher habe ich überall nur gehört, dass das wirklich die Regel ist (viele Überstunden). Aber wie selten sind Agenturen mit normalen Arbeitszeiten wirklich? Unmöglich zu finden?

Und wer könnte das besser beurteilen als ein Forum voller Kreativer? Es wäre super, wenn einige von euch mal berichten könnten, wie es so bei Ihnen in der Agentur läuft.

Schon jetzt VIELEN Dank für euer Feedback!
(Und ich hoffe, so ein Thema gab es noch nicht - habe bei der Suche nichts gefunden.)

[naturalshirts]

[chriss]

kreativität ist im mg-job auch ein recht dehnbarer und firmenabhängiger begriff. du kannst im verlag oder in einer druckerei als mg arbeiten und im vergleich zur werbeagentur öfters "pünktlich" feierabend machen, hast aber - und das kann man auch nicht pauschal sagen - ggf. weniger kreativität in deiner arbeit, sondern womöglich "nur" auftragsabwicklungen, kundenbetreuung/-service, vorgegebene buchwerbung usw. der spruch klingt zwar ausgelutscht, aber es ist wirklich so: man kann nicht alles haben! auch ich werde mich zu gegebender zeit damit abfinden
überlege dir noch mal deine vorstellung als mg zu arbeiten. ich finde es gut und richtig, dass du dir gedanken machst wie zufrieden du mit deinem job bist und ob der dich glücklich macht. die kriterien solltest du wohlbedacht setzen. ich habe als mg so viel stunden pro woche gearbeitet, das dies in keinem ausgeglichenem verhältnis zum lohn stand. alle verhandlungen diesbezüglich waren ermüdend und im endeffekt erfolglos. die arbeit als mg habe ich vorerst ausgesetzt, weil ich mir den luxus gestatte, "einfach mal was zu machen, was ich will" und mich der ausbeutung zu entziehen. die leidenschaft am gestalten genieße ich dennoch - in meiner freizeit!

[Blume89]

@naturalshirts: Naja, Arbeitsbedingungen sind ja auch nicht alles. Klar, ich habs in dem Punkt echt gut und auch ansonsten kann ich mich an sich nicht beschweren, aber was bringt mir dass, wenn ich die Aufgaben, die ich Tag für Tag erledige, nicht gerne mache? Wenn ich mich für die Sachen, mit denen ich mich auseinandersetzen sollte um weiter zu kommen, nicht begeistern kann?

Und die einzigen Bedenken die ich beim Job des Kreativen habe, sind ja nur die Überstunden.

Bisher kann ich sehr effektiv arbeiten bzw. mich organisieren. Ideen fallen einem natürlich nicht immer auf den Sprung ein - das braucht schon ein bisschen Ruhe...

Klar, die Situation die du beschreibst ist schon richtig. Es kommen einfach oft Aufträge rein, die grad eigentlich nicht mehr rein passen und man muss genau abwägen, ob man wirklich sagen kann "nein" oder "wir brauchen etwas mehr Zeit". Das ist selten der Fall - aber wenn es so häufig ist, wie ich es teilweise beobachte, dann sollte man als Arbeitgeber so fair sein und erkennen, dass es vielleicht an der Zeit ist noch jemanden einzustellen. Ich glaube, es wird oft gerne angenommen, wenn Arbeitnehmer arbeiten, arbeiten und arbeiten und von selbst nicht so schnell etwas sagen.

@chriss
Darf ich fragen was du machst, wenn du von dem Luxus sprichst, zu machen was du möchtest?
Ich kann deinen Standpunkt verstehen - irgendwann ist man einfach müde und hat keine Kraft mehr weiter zu machen. Aber man arbeitet so viele Stunden pro Tag, sollte man es dann nicht anstreben etwas zu tun, was einen interessiert? Klar kann ich auch in meiner Freizeit kreativ sein - aber das würde bei mir in Stress ausufern . Ich habe so schon genug Pläne und Wünsche - dass auch noch ausschließlich in meiner Freizeit zu tun und die Arbeitsstunden mit Themen "zu vergeuden" die mich eigentlich nicht interessieren?

Danke für eure Antworten!