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Thema: Haftbarkeit von Grafikern/Setzern eines Printmagazins vom 16.09.2009


Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen MGi Foren-Übersicht -> Recht -> Haftbarkeit von Grafikern/Setzern eines Printmagazins
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TT-296
Threadersteller

Dabei seit: 24.02.2009
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Verfasst Mi 16.09.2009 21:44
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Haftbarkeit von Grafikern/Setzern eines Printmagazins

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Moin zusammen,

habe gerade mit einer anderen Grafikerin vor kurzem die Produktion eines kleinen Magazins übernommen. Nach der ersten Produktion hat sich ein ziemlicher Fehler reingeschlichen, der leider niemandem beim Checken des Kontroll-PDFs, welches uns die Druckerei zur Freigabe geschickt hat, aufgefallen ist. Und zwar, war auf einer Doppelseite die Textverkettung wohl irgendwie abhanden gekommen und der Text der ersten Seite begann nun auf der 2ten erneut und somit wurde nur die eine Hälfte des Textes abgedruckt ... die dafür aber doppelt Au weia!
Ich hatte diese Doppelseite nicht gebaut und so fiel mir der Fehler nicht auf. Aber neben mir hatte auch der Chef (steht im Impressum als Verantwortlicher) und die "Quasi"-Cheffin (verkauft die meißten Anzeigen und alle Abnahmen laufen über ihren Tisch) sich das PDF mit angeschaut und auch denen ist nichts aufgefallen.
Nun wurde das Ding so gedruckt und das Tara war heute groß: der Anzeigenkunde auf der Seite will nicht zahlen ... "riesen" Imageverlust für das Magazin ... nächstes Mal soll der Kunde für lau rein. Und die Ausfallkosten will der Verleger nun auf uns abwälzen. Darf er das? Sind wir dafür haftbar zu machen oder nicht eher der Verantwortliche oder aber der Chefredakteur?

Das Ganze Projekt hat aber leider noch viel mehr Knackpunkte. Bislang lief alles nur mündlich. Wir haben keinen Vertrag und keinen Auftrag unterschrieben. Nun haben wir schon 1 (+1/2) Produktionen mitgemacht und noch kein Geld gesehen. Und jetzt will er sogar Geld von uns.
Da wir nichts unterschrieben haben (AGB vom Verleger) müsste allgemeines (Medien bzw- Presse)Recht gelten. Wie ist hierbei die Haftbarkeit für solche Fehler geregelt? Ich hoffe, hier kann mir jemand (recht fix) helfen. Der will sich schon morgen wieder mit uns zusammensetzen. Ich hab echt Bauchschmerzen bei dem Kunden. Hab bislang ca. 90h für die gearbeitet und noch keine Kohle gesehen. Dafür umso mehr Stress.

Achja, nochwas: Beim damaligen Gespräch haben wir für ein 36seitiges Heft 40h Produktionszeit gerechnet (inkl. Anzeigen). Das war eigentlich knapp kalkuliert, aber der gestalterische Anspruch ist bei dem Heft nicht sonderlich hoch einzustufen. Die Schätzung basierte aber auf der Grundlage, dass alle Daten (Texte + Bilder etc) vorhanden sind und das "nur" noch zu bauen ist. Damals wurde uns aber nicht gesagt, dass deren Kunden quasi alles mitbestimmen können und so nahezu alle Seiten diverse Abnahme- und Änderungsdurchläufe (so viele, wie der Kunde lustig ist) nach sich ziehen. Kurzum kamen beim aktuellen Heft mehr als doppelt so viele Stunden wie ursprünglich geschätzt raus. Ich hab die Rechnung aufgrund des Stundenpreises gestellt, der dem damalig geschätzten Aufwand zugrunde lag, doch der Chef will nun nur sein avisiertes Fixum zahlen. Was kann man da machen? Heute würde ich, aufgrund der zusätzlichen Informationen, das ganz anders kalkulieren. Aber diese Infos bzgl. des zeitintensiven Abnahmen&Änderungsprocedere wurden uns damals vorenthalten.

... ups ... viel Text ... aber leider auch viel Stress derzeit. Menno! ... ich hoffe, jemand kann helfen. Danke!
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qualidat

Dabei seit: 14.09.2006
Ort: Eichwalde bei Berlin
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Geschlecht: Männlich
Verfasst Mi 16.09.2009 22:30
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Zuerstmal: Mach' dir Nichts draus, jeder der im Zeitungs- oder Magazinsatz anfängt, macht sowas durch - das ist ärgerlich, aber nichts Besonderes. Ich habe ca. 5 Jahre lang an dem in Berlin erscheinenden Gebrauchtwagen-Magazin "Auto-Tips" mitgesetzt. Da wurden einmal im Monat in zwei Satzstudios mit je zwei Mann insgesamt ca. 80 Seiten, innerhalb von 16-20 Stunden, durchgeprügelt. In dieser Fertigungsphase war im Verlag ständig jemand erreichbar.

Die Korrektur-Verantwortung würde ich mir schnell vom Halse schaffen, die ist beim Herausgeber bzw. der Redaktion gut aufgehoben. Immer wenn eine Seite fertig ist, geht die per Mail als PDF zum Herausgeber zur Korrektur. Dann werden am Telefon (per Headset, damit man die Hände fei hat) die Korrekturen gemacht und erneut ein PDF gesendet. Erst wenn der Herausgeber Nichts mehr findet, geht das mit dessen ausdrücklicher Genehmigung zur Druckerei. Besser noch, er gibt es selber zur Druckerei.

Hinsichtlch der Bezahlung bin ich mit einem festen Seitenpreis am Besten gefahren. Der war auf den Idealzustand (Texte, Bilder, Anzeigen da) zugeschnitten. Zusätzliche Arbeiten und Wartezeiten werden extra (nach Zeit) abgerechnet. Dem kann der Herausgeber eigentlich nur zustimmen, denn aus seiner Sicht geht ja Alles klar ...
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TT-296
Threadersteller

Dabei seit: 24.02.2009
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Verfasst Mi 16.09.2009 22:56
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Danke schonmal. Also ich sehe die Haftbarkeit eigentlich auch nicht bei mir bzw. meiner "Mitsetzerin", deren Seite es war. Dein beschriebene Abnahmeprocedere lief bei uns genauso. Die Seiten waren fertig und wurden abgenommen. Doch am Ende haben wir alle "Einzel"seiten (idR waren es Doppelseiten und mehr) in ein Gesamtdokument gepackt, PDF geschrieben und an die Druckerei geschickt. An dieser Stelle war auch noch alles in Ordnung. Niemand kann den Fehler wirklich herleiten, weshalb im AbnahmePDF der Druckerei plötzlich die Textverkettung nicht mehr stimmte. Die hatten ja keine offenen Daten bekommen. Aber bei der Kontrolle dieses letzten PDFs fiel halt Niemandem der Fehler auf.

Darf man fragen, auf was für einen Seitenpreis ihr euch geeinigt hattet? Mich würde auch interessieren, wie ihr das schriftlich festgehalten hattet mit den Zusatzarbeiten und Wartezeiten. ... gerne auch per PM, wenn du das hier nicht posten willst. Danke.
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qualidat

Dabei seit: 14.09.2006
Ort: Eichwalde bei Berlin
Alter: 63
Geschlecht: Männlich
Verfasst Mi 16.09.2009 23:25
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Ich habe kein Problem, darüber öffentlich zu sprechen, ich bin da schon lange (ca. 5 Jahre) raus. Am Anfang lief es (nach einer gewissen Zeit der Prozessoptimierung) sehr gut. Da war das Heft mit 80..90 Seiten schön dick, die Anzeigenkunden standen Schlange. Im Laufe der Zeit ließ der wirtschftliche Erfolg nach und die auf Seiten des Verlages etablierten Sparmaßnahmen, machten die Zusammenarbeit zunehmend anstrengender. Z.B. war dann Nachts nur noch ein Korrektor vorhanden, statt wie Anfangs drei - was die Wartezeiten unerträglich in die Länge zog. Dann dauerte die Fertigstellung statt von 14 bis 2 Uhr eben zunehmend bis 5 oder 6 Uhr ...

Das Besondere an diesem Projekt war der Zeitdruck. Die Manuskripte und Datenträger standen am Freitag Nachmittag bereit, weil die Anzeigen-Agenten bis zum Schluss bei den Autohändlern unterwegs waren. Bis Sonnabend früh musste der Satz fertig sein, denn Sonnabend wurde gedruckt und am Sonntag ausgeliefert. Am Montag mussten die Magazine in den Regalen liegen.

Wir haben pro Seite 35,- Euro bekommen. Dazu muss man aber erklären, dass es kaum Neusatz war, sondern überwiegend der Austausch von Fotos und den dazugehörigen Texten in fertigen Anzeigen-Layouts. Das ergibt etwa einen Stundenlohn von 60 Euro. Durch massiven Einsatz von Skripten und Datenbank hatten wir diesen Prozess hochgradig automatisiert, dies wurde durch eine ausgefeilte Methodik der Benennung von Bilddateien und RTF-Textschnipseln seitens des Verlages unterstützt.
Für Wartezeiten bzw. Mehrarbeit, die nicht durch unsere Schuld entstaden, hatten wir 30 Euro/h vereinbart.
Hin und wieder wurde auch mal eine neue Anzeige benötigt, die wurde nicht extra berechnet. Zum Ausgleich konnten wir auch Seiten, die unverändert wiedererschienen (kommt im Gebrauchtwagen-Millieu vor), voll abrechnen.


Zuletzt bearbeitet von qualidat am Mi 16.09.2009 23:27, insgesamt 1-mal bearbeitet
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TT-296
Threadersteller

Dabei seit: 24.02.2009
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Geschlecht: Männlich
Verfasst Mi 16.09.2009 23:46
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Danke für die Preisinfos. Jetzt habe ich ein wenig "Futter" fürs Gespräch.

Ihr werdet lachen, wenn ich sage, dass unsere Basis 1000,- EUR für ein 36seitiges Heft war/ist. Zumindest in der Theorie. Bei prognostizierten 40h wären das 25EUR/h. Ein Dumpingpreis. Aber die Basis war für mich halt eine funktionierende Datenanlieferung und nicht dieses Abnahmechaos. Wenn man bedenkt, dass er nun den deutlich höheren Aufwand (mehr als doppelt so lang) mit dem gleichen Fixum bezahlen will – ich wage den Stundenlohn gar nicht auszurechnen. Aber wenn er drauf beharrt, dann gehen wir ganz schnell getrennte Wege. Bin jetzt seit über 5 Jahren Freelancer und unter 25EUR/h geht da nichts mehr. Das ist schon absoluter Freundschaftspreis. Frage mich blos, was ich am Ende überhaupt bezahlt bekomme. Und wann ...
... wie gesagt, leider bislang alles nur mündliche Absprachen.
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qualidat

Dabei seit: 14.09.2006
Ort: Eichwalde bei Berlin
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Geschlecht: Männlich
Verfasst Do 17.09.2009 08:27
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Noch einen praktischen Tip: Versuch die Arbeitsweise auf Einzelseiten umzustellen. Auch bei weiterlaufenden Texten läst sich das mit ein wenig Geschick machen. Das erspart viel Ärger und dem Ausschießsystem in der Druckerrei ist es völlig egal ...

(Texte kann man für das Auge des Laien über die Laufweite bis zu +-15% völlig unsichtbar strecken und stauchen)

Man kann besser einschätzen, wie weit man ist, man kann Seiten definitv abschließen. Es können problemlos mehrere Leute an einem Heft arbeiten. Man kann besser hin- und her springen, wen es an einer Seite z.B. wegen fehlender Anzeige oder Foto mal nicht weitergeht.

Eine ausgedruckte Tabelle mit dem Zustand für jede Seite (noch Nichts gemacht, in Arbeit, wartend weil was fehlt, 1. Korrektur, 2. Korrektur , ... Satz fertig, zur Druckeri geschickt usw.) erleichtert die Organisation. Am Besten in A3 quer gut sichtbar im Büro an die Wand gehängt ... Es ist sehr motivierend, wenn man dann Seite für Seite in die letzte Spalte der Tabelle einen dicken grünen Punkt malen kann.


Zuletzt bearbeitet von qualidat am Do 17.09.2009 08:56, insgesamt 2-mal bearbeitet
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aUDIOfREAK

Dabei seit: 04.04.2002
Ort: Ansbach
Alter: 44
Geschlecht: Männlich
Verfasst Do 17.09.2009 08:28
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ich würd sagen, da besteht auf jedenfall dringender diskussionsbedarf zwischen deinem auftraggeber und dir. ich würde nach den ersten erfahrungen entsprechend versuchen die rahmenbedingungen und konditionen neu auszuhandeln. und vor allem diese dann auch schriftlich genau und detailliert festzuhalten. dann kann sich hinterher nämlich niemand rausreden. vor allem drin stehen sollten so geschichten wie eben zur haftung, aber auch zahlungsvereinbarungen (wie schnell z.b. gezahlt werden muss, nachdem das mag gedruckt wurde) und wie die datenanlieferung auszusehen hat, wieviele korrekturläufe bei anzeigenkunden enthalten sind und ab wann extra berechnet wird. denn spätestens wenn es was extra kostet beschränken sich die kunden auf 1 - 2 korrekturläufe. die erfahrung hab ich immer wieder gemacht.

wenn sich der chef auf die geänderten bedingungen überhaupt nicht einlässt (ein paar abstriche werdet ihr wohl auch machen müssen), würd ich mir ernsthaft überlegen, das projekt überhaupt machen zu wollen. weil mehr als n haufen stress und miese bezahlung kommt dabei dann nich rum. da würd ich die energie dann lieber in andere projekte/kunden investieren.
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