[Morpher90]

Hallo sehr geehrte Pixelschupser

da ich mich zurzeit in einer Ausbildung befinde (2. Lehrjahr) und auch mal die Probleme der anderen Ausbildungskollegen mitbekommen habe, schreibe ich mal meine Sorgen hier nieder in der Hoffnung, dass ihr mir da irgendwie mit Rat behilflich sein könnt.

Also ich mache meine Ausbildung in der Gestaltung und Technik und wir sollen laut Betrieb in Artpro geschult werden. 1 Lehrjahr war anfangs relativ träge, da ich mit den gängigen Programmen über die letzten Praktika ein solides Wissen angeeignet habe. Nach und nach kamen sehr langsam minimale Aufgaben für Artpro von Übungsaufgaben bis hin zu Kundenaufträge (so weit so gut). Die Sache war nun, das ich viel mehr von meinem Abteilungsleiter geschult wurde als von meinem Ausbilder …

Das Ganze hat sich dann bis zum Anfang des 2. Lehrjahres hingezogen. Ab Juni ging es dann leider erst richtig los ... Uns wurde gesagt, wir würden jetzt intensiver in Artpro geschult werden, damit wir bei den Aufträgen mithelfen können (klingt ja super!) von wegen... So begeistert ich das fand, so verflog die Begeisterung nach wenigen Wochen wieder. Wir bekamen zwar zwischendurch alte Aufgaben vom Kunden die wir neu Anlegen sollten, aber das Problem war dann einfach, es hat sich kaum einer dafür interessiert (kaum Kontrolle etc.).

Wenn man mal Fragen hatte, dann wirkte das immer so, als dürfte man am Tag maximal 5 Fragen stellen und dann herrscht Funkstille (Ausbilder und Kollegen wirkten immer grummelig )... Also ich kann verstehen, wenn die Kollegen gerade keine Zeit haben, kein Problem, da hab ich volles Verständnis für. Aber irgendwann sollte man doch als Ausbilder dafür sorgen, dass die Azubis etwas lernen.

Jetzt ist es bei uns relativ ruhig mit der Auftragslage und manche Kollegen gehen schon früher nach Hause, weil es halt nichts zu tun gibt. Da denke ich mir dann, wäre es dann nicht sinnvoll sich die Azubis mal zu schnappen und soviel es geht mit denen Artpro-Stoff zu Üben? Nein! Warum auch? Ich finde es ja schön und gut das man viel „Freizeit“ hat um schulische Dinge zu erledigen, aber irgendwann habe ich nichts mehr zu erledigen und dann sitzt man rum und überlegt was man die restlichen Stunden am Tag oder der Woche machen soll.

Meine Laune geht nur noch bergab, wenn ich mich im Betrieb befinde. Das Problem ist dann, das ich meinen Frust versehentlich an Freunden und Familie auslasse. Im Grunde bin ich hier im Betrieb überfordert und unterfordert zugleich. Meine wöchentlichen Tätigkeiten sehen wie folgt aus: Jeden Montag Drucker kalibrieren. Jeden zweiten Tag in der Woche bin ich dran Auftragstaschen zu erstellen. 2-3 mal die Woche Andruck Kontrolle. Wenn ich Glück habe, kommt ein Auftrag rein, der ganz einfach zu erledigen ist (keine Herausforderung). Das sind meine Highlights und so sieht dementsprechend mein Wochenbericht aus.

Mittlerweile habe ich auch schon mit meinem Klassenlehrer gesprochen (wir kennen uns auch schon seit dem Fachabi und haben einen gut Draht zueinander) und ihm meine Situation geschildert. Glücklicherweise konnte er es nachvollziehen, in welcher Lage ich mich befand.

Sein Meinung dazu war, ich muss dringend mit meinem Ausbilder reden und diese Punkte ansprechen, was ich auch diese Woche mache ... nur leider habe ich so ein schlechtes Gefühl dabei. Ein weiterer Punkt ist, dass die ZP in wenigen Monaten ist und ich dafür vorbereitet sein will, aber mich diese Situation im Betrieb runter zieht und das Lernen erschwert.

Am liebsten wäre es mir ja, wenn ich einfach den Betrieb wechseln könnte, da ich mit diesem Betrieb praktisch abgeschlossen habe. Mir wurde auch zugesagt das ich auf Unterstützung vom Lehrerkollegium bekommen würde, wenn es zu diesem Fall kommt, da auch meine Klassenlehrerin aus dem 1. Lehrjahr im IHK-Prüfungsausschuss sitzt. Dennoch wäre es nicht so einfach, da ich mich bereits im 2. Lehrjahr befinde.

[N.RoX]

Da ist man echt der Depp, wenn man solch eine Scheiß-Firma erwischt...

Meine Vorgehensweise wäre wie folgt:
- Mit dem Ausbilder reden
- Mit dem Abteilungsleiter reden
- Mit Deinem Chef reden
-> wenn das nix bringt:
woanders bewerben (obwohl das wahrscheinlich sehr schwer ist) - aber wenn Du vielleicht direkt mit dem Betrieb redest klappt es vielleicht. Also wenn zu mir (bin für unsere Grafik Azubis zuständig) jemand kommen würde und mich von seinem Können überzeugen könnte, würde ich ihm eine Chance geben.

Da ist guter Rat teuer, so richtig kann ich Dir da auch nicht helfen. Die Frage ist, ob Du in der Schule Leute hast die Dir mit dem was Du nicht verstehst helfen können. Das Du irgendwie den Stoff oder das Wissen woanders herbekommst.

[Benutzer 62312]

Kommst du denn mit dem Stoff in der Schule klar?

[Morpher90]

Ja in der Schule komme ich super klar hab Durchschnitts Noten 1-2 also da mangelt es nicht

Ich komm wohl auch mit meinem Kollegen klar, aber davon bekomme ich keinen Abschluss. Wenn ich Zeit über hab, dann hock ich mich an tutorials oder bau mir selber was zusammen... Dann brauch ich aber nicht zum Betrieb fahren sondern kann von zuhause aus arbeiten was wesentlich entspannter wäre

[Benutzer 62312]

Sprich erst einmal mit deinen Vorgesetzten. Vlt ist denen das gar nicht so bewusst?

[Morpher90]

[Zoro]

Solche Buden gibt's leider nicht mal wenig. Ich kann da selber ein Lied davon singen.

Hatte selber nichtmal einen Ausbildner im Betrieb. Es wurde lediglich eine Person ernannt, die dann in den Dokumenten eingetragen wurde mit Namen als Ausbildner, die das aber gar nicht machen wollte und das hat sie dann dementsprechend auch nicht. Diese Person des «Ausbildners» wurde während meiner vierjährigen Ausbildung vier mal gewechselt. Jedes mal wurde einfach jemand vom Chef bestimmt, der sich um die Azubis kümmern sollte. Ob er nun wollte oder nicht. Entsprechend gering war dann der Einsatz...

Damals ist mir das nichmal so sehr aufgefallen, da es ja eine Ausbildung direkt nach dem Schulabschluss war und ich es gar nicht anders kannte. Dass es so etwas wie einen Lehrplan für die Betriebe gab, hab ich von der Schule erst im vierten Jahr erfahren. Vorher hab ich den nie gesehen und der wurde bei uns in der Bude auch nie angewandt. Die Azusbis durften eigentlich grösstenteils sehr früh mit Auftragsarbeiten beginnen. Diese richteten sich aber nie am Lernstoff aus, den die Ausbildung beinhalten sollten. Eigentlich waren es nur Ausführungsarbeiten, vier Jahre lang jeden Tag das Gleiche. Das konnte man nach dem ersten Jahr ja perfekt.

Entsprechend Mühe hatte ich dann an der praktischen Abschlussprüfung, da ich mir sehr vieles, was ich über die Jahre in der Berufspraxis hätte lernen sollen, kurz vor der Prüfung noch selber beibringen musste.

Im Nachhinein bin ich froh, dass ich meine Ausbildung heil überstanden habe. In so einem Betrieb habe ich seither nie mehr gearbeitet und bin jetzt sehr glücklich in meinem Beruf.
Aber es hat verdammt viel Eigeninitiative gebraucht und extrem viel Stress, Unzufriedenheit und manchmal sogar Tränen gegeben. Im Nachhinein wäre ich vielleicht froh gewesen, wenn ich mich früher darum bemüht hätte, den Ausbildungsplatz zu wechseln.

An dich also: Suche das Gespräch. Stelle fest, ob auf deine Anliegen eingegangen wird. Wenn ja, beobachte genau, wie lange das auch wirklich anhält und ob es sich wirklich verbessert. Wenn nicht, überlege dir, ob du genug Eigeninitiative aufbringen sollst, willst und auch kannst, damit du dich trotz fehlender Unterstützung selber durchboxen kannst. Wenn du dich aber jeden Tag nur noch aufregst, weil du das Gefühl hast, dass man sich für dich als Azubi zu wenig interessiert, dann solltest du dich vielleicht doch nach etwas anderem umsehen. Zu spät ist es nie, und es gibt auch wirklich genug Betriebe, die darum bemüht sind, ihren Azubis was beizubringen.

Bei mir war es so, dass ich wie gesagt sehr schnell richtige Aufträge bearbeiten durfte. Aber mehr auch nicht. Ich war damals wohl eher eine billigere Arbeitskraft. Bei dir ist wohl eher das Problem, dass sich niemand so richtig zuständig fühlt.

[Morpher90]

Ja es ist schon sehr traurig wie manche Azubis behandelt werden... Meine Schulkameradin muss ständig Überstunden schieben und hatte in diesem Jahr den kompletten Februar Urlaub genommen (Überstunden abbauen). Ihr Chef hatte sich schon gewundert warum sie solange weg war... da kann man mal sehen wie sehr man geschätzt.

Das tolle ist ja auch ,dass in unserem Ausbildungsvertrag ja nicht mal unsere Tätigkeiten aufgelistet / erwähnt sind. Da frage ich mich dann doch schon mal ob das ganze hier legitim ist