[Pini]

Eine recht interessante Frage tut sich hier gerade auf und ich wollte euch mal nach Meinungen fragen:

Es geht um das klassische Minuszeichen. Es sollen negative Zahlen gesetzt werden (zB –27). Als Grafikerin sage ich nun also: Typografisch korrekt gleich es dem Gedankenstrich, so habe ich es auch gesetzt. Die kaufmännische Part behauptet nun, dass das kurze Minuszeichen (also der Bindestrich in dem Fall) korrekt wäre. (es geht u.a. um Gewinn- und Verlust-Tabellen )

Wie verhält sich das hier? Werden in kaufmännischen Bereichen die typografischen Regeln ausgehebelt? Wer hat die 'Oberhand'? Würde mich mal interessieren...

Grüße :zwinker:

[Frank Münschke]

Das ist unsere Seite der Medaille:
Das Minuszeichen ist ein Minuszeichen (UniCode 2212; auch wenn zumeist der Halbgeviertstrich dafür verwendet wird).
Dessen Vertikal-Positionierung ist von der Ausgestaltung der Ziffern abhängig ... kann also anders sein als beim Halbgeviertstrich.

Das ist die Excel-Seite der Medaille:
Zum Rechnen in Tabellenkalkulationen und anderen rechnenden Programmen wird der Bindestrich als Zeichen abgefragt, mit dem eine Minusrechnung angestoßen wird ... Andere Zeichen funktionieren da in der Regel nicht.

Wenn du also ein Rechenformular zum Ausfüllen erstellst, wird dort der Bindestrich Einzug finden müssen, wenn du einen Geschäftsbericht erstellst, solltest du dich an unsere Glyphen halten ... dann aber auch die anderen Rechen-Symbole aus dem Bereich der Mathematischen Symbole verwenden ...

[Pini]

Danke für deine Antwort.

Die Tabellen werden zwar rechnerisch im Excel erstellt, allerdings setze ich sie im InDesign, da ich nun den kompletten Bericht setze. Die Funktionalität tangiert mich also hier in diesem Fall nicht, es geht um den reinen Satz!

Also bist du der Meinung, die typografischen Regeln in dem Fall walten zu lassen..(?)

In solchen Momenten, frage ich mich auch immer, ob es sich lohnt, den Unwissenden den Sachverhalt zu erklären und zu diskutieren, oder 'einfach zu machen', denn fatale Folgen hat das ja alles nicht. Ich würde nur gerne einfach auch so arbeiten, wie ich es gelernt habe, und zwar korrekt...

Zwiespalt reloaded.

[Frank Münschke]

Der Minusstrich steht typografisch richtig (auch passend zum Plus-Smbol, der Mitte des Mal-Kreuzes oder Punktes ... Auch das Devisionszeichen steht anders als ein Doppelpunkt. Wenn eine Schrift für diese Glyphen eigene Zeichen hat, sollte man diese auch verwenden.
Wenn "Mathematiker" die Verwendung richtiger Zeichen nicht verstehen, weil ihre Anwendungssoftware sie da kastriert, würde ich denen nur lapidar mitteilen, dass die mathematisch korrekten Zeichen an den Stellen Verwendung finden, wo es um mathematische Zusammenhänge geht ...

[Benutzer 570]

Um die Verwirrung ganz perfekt zu machen: Drückt man die »Minus-Taste« erzeugt das gegebenenfalls weder Bindestrich noch Gedankenstrich oder Minusstrich, sondern das kuriose Kompromiss-Zeichen namens »Hyphen-Minus«.
https://en.wikipedia.org/wiki/Hyphen-minus

Aber zur Ursprungsfrage zurück: Der Grafiker setzt freilich immer einen langen Strich*. Der ganze Sinn verschieden lange Striche zu haben ist ja eben die Unterscheidung von zum Beispiel Bindestrich und Minusstrich.

*eigentlich ist er Minus-Strich ein eigenes Zeichen. http://graphemica.com/−
Aber weil es den ohnehin nicht in jeder Schrift gibt, ist der Gedankenstrich die gängige Form. Kann je nach Schrift aber auch Nachteile haben.

[Typografit]

+−×÷
±∓=>≤≥
Das sind die korrekten mathematischen typografischen Symbole, dazu gibt es mehr. Das Minus muss die selbe Länge haben, wie das +, andernfalls wäre das Plusminus ja nicht dazu passend.
Beim Mac kann man diese ganz einfach über die Funktion Emoji&Symbole in der Menüleiste aufrufen.